Unser Weg zum Offenen Konzept
Als damals im Sommer 2014 unser Gebäude der Evangelischen Kindertagesstätte Regenbogen abbrannte, waren alle Beteiligten sehr betroffen und hilflos. Wir standen vor dem Schutt und der Asche unserer schönen Einrichtung.
Bei der Planung für den Wiederaufbau unserer Kindertagesstätte mit den zuständigen Architekten, Baukirchmeistern und Pfarrern hatte auch die damalige Einrichtungsleitung ein Mitspracherecht. So wurde ein separater Speiseraum, eine größere Küche und vieles mehr dem alten Gebäude hinzugefügt.
Die Zeit in den Containern nutzten wir auch um uns Gedanken über unsere Zukunft zu machen. Wie sollte es weitergehen? Konnte unsere pädagogische Arbeit den heutigen Ansprüchen noch gerecht werden? Welche pädagogischen Ansätze bieten die größten Möglichkeiten zur freien Persönlichkeitsentfaltung und zur Mitbestimmung für die Regenbogenkinder? Es wurde viel überlegt, diskutiert, verworfen und wieder aufgegriffen.
Bei der Reflektion unserer pädagogischen Arbeit, diskutierten wir regelmäßig in den Teamsitzungen unser pädagogisches Konzept und ob dies noch den Ansprüchen an eine Kindertagesstätte gerecht wird.
Es vergingen drei Jahre, bis wir wieder in unsere neuerbaute Kindertagesstätte einziehen konnten. Die Überlegungen zu unserem pädagogischem Konzept gingen nur schleppend weiter. Keiner hatte zuvor offen gearbeitet und jedes Neue birgt auch Ängste und Befürchtungen, ob dass alles richtig ist. Was braucht es noch? Und so vieles mehr, was uns an Gedanken durch den Kopf ging. Die gesamte Arbeitsstruktur musste umgestellt werden.
Dann bekamen wir eine neue Einrichtungsleitung, Olga Graf. Sie hatte schon viele Jahre in einer Kindertagesstätte mit offenem Konzept gearbeitet und sehr viele positive Erfahrungen sammeln können. Sie nahm uns Stück für Stück die Ängste. Bestritt gemeinsam mit uns den Weg zum Offenen Konzept. Bildlich gesprochen war sie die Lokführerin, die alle von Station zu Station immer ein Stück näher zu den erwünschten Ziel brachte. Mit der Zeit wurde jede pädaogische Kraft offener, setzte die Ideen um und warf die vorherigen Zweifel über Bord.
Heute arbeiten wir „Offen“, sehen und erleben die Vorteile des Offenen Konzeptes!
Das Offene Konzept bietet jedem Regenbogenkind die Möglichkeit frei zu entscheiden, wo, was, wie lang und mit wem es spielen möchte. Es kann sich selbstständig einen Funktionsbereich aussuchen und nach Bedürfnissen und Wünschen wechseln. Es hat eine größere Vielfalt von Materialien in den einzelnen Räumlichkeiten zur Verfügung. So ist der Bauraum beispielsweise mit über 2000 Kapplasteinen und weiteren Baumaterialien ausgestattet, der Platz zum Bauen ist nicht mit einem Maltisch und einem Tisch zum Frühstück oder für Gesellschaftsspiele begrenzt, sondern zeigt sich frei von Hindernissen und kann komplett bebaut werden. In der Künstlerwerkstatt findet sich jedes Material, dass ein Künstler*in für seine Kreativität benötigt. Alle Funktionsbereiche stehen den Regenbogenkindern mit vielen Spielmöglichkeiten und dem entsprechenden Material zur Verfügung und fördern die kindliche Entwicklung in allen Facetten.
Wir sehen die Regenbogenkinder als Motivator ihrer eigenen Entwicklung und wir sind die Begleiter, setzen Impulse durch die vorbereitete Umgebung und das Bereitstellen der Materialien. Wir wollen die Regenbogenkinder zu Autonomie, Solidarität und Kompetenz anleiten.
Jedes Regenbogenkind wird mit seinen individuellen Stärken und Schwächen wertgeschätzt und gefördert. Wir begleiten die Regenbogenkinder in ihrer Entwicklung und unterstützen sie in ihrer Selbständigkeitsentwicklung. Deshalb ermöglichen wir ihnen, das Leben in unserer Kindertagesstätte aktiv mitzugestalten.
Doch unser Offenes Konzept ist nicht fertig gestrickt. Immer wieder nehmen wir eine neue Masche auf oder lassen eine Masche fallen und befinden uns immer wieder im Wandel und der Reflektion unserer pädagogischen Arbeit. Und dies tun wir als ein offenes und wertschätzendes Team mit viel Erfahrung und Leidenschaft für unsere tägliche Arbeit mit den Regenbogenkindern.
Nelly Wallstabe