Synode schaute in den Spiegel
“Weite wirkt” lautete das Motto der Landessynode 2016. Damit nahm das Kirchenparlament der rheinischen Landeskirche das diesjährige Themenjahr “Die Reformation und die Eine Welt” auf.
Von ökumenischen Partnern aus aller Welt ließen sich die über 100 Synodalen in der zweiten Januarwoche den Spiegel vorhalten.
Im Juni 2015 hatten Vertreter von Partnerkirchen die rheinische Kirche besucht und nachgehorcht, ob diese zukunftsfest gestaltet sei. Nun wurden die Ergebnisse der Synode in Bad Neuenahr vorgelegt.
Seine Eindrücke schilderte etwa Pfarrer Dr. Stefan Cosoroaba aus Rumänien: Die Evangelische Kirche im Rheinland sehe sich angesichts sinkender Mitgliedszahlen und zurückgehender Finanzen auf dem Rückzug. Für die Relevanz einer Kirche seien das aber keine Kriterien, sagte Cosoroaba. Die Größe einer Kirche messe sich vielmehr an ihren Aufgaben, sagte der rumänische Pfarrer, dessen Kirche in den vergangenen Jahren 95 Prozent ihrer Mitglieder verloren hat.
Die Teilnehmer der Ökumenischen Visite ermutigten die rheinische Kirche, ihre Zukunft mit mehr Gottvertrauen und weniger planerischer Gründlichkeit zu gestalten: “Ihr könnt immer noch aus dem Vollen schöpfen. Ihr habt einen großen Schatz an Menschen mit wunderbaren Gaben. Aber wir vermissen eure gewinnende Liebe und euren mitreißenden Glauben.”
Als ein gesellschaftlich relevantes Thema diskutierten die Delegierten die klimagerechte Umgestaltung der Gesellschaft. Uwe Schneidewind vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie skizzierte im Plenum, dass Nachhaltigkeit zu Zeiten des Klimawandels eine Frage der Gerechtigkeit sei. Nun gehe es darum, ob man sich auch gerecht verhalte gegenüber kommenden Generationen und Menschen in anderen Weltregionen. Kirche könne hier eine führende Rolle spielen. Weil die anstehenden Veränderungen tief an die individuellen Grundwerte gingen, sei das Fundament der Bibel gefragt.
Dass die Evangelische Kirche im Rheinland – wenigstens finanziell – zukunftsfest aufgestellt ist, konnte Oberkirchenrat Bernd Baucks feststellen. “Das Jahr 2015 war ein gutes Jahr”, so Baucks. Das Kirchensteueraufkommen liege derzeit um fast 8 Prozent über dem Betrag von 2014. Für 2016 werden die Einnahmen aus Kirchensteuern auf 720 Millionen Euro geschätzt. Solche Mehreinnahmen bieten Spielraum für Akzente und Investitionen. So werden in diesem Jahr 1,5 Millionen für die Flüchtlingsarbeit bereitgestellt. Inhaltlich hatte die Synode auch zu den Themen Flucht und Außengrenzen der Europäischen Union sowie Integration in Deutschland Stellung bezogen.
Insgesamt bleibt die Kirchenleitung jedoch bei ihrem Kurs einer geordneten Verkleinerung, so Baucks. Davon auszugehen, dass die Einnahmen bei sinkenden Mitgliederzahlen auch langfristig wachsen, sei unrealistisch.
Am letzten Tag beschloss das rheinische Kirchenparlament mit sehr großer Mehrheit auch die Gleichstellung homosexueller Paare. Noch ehe der Gesetzgeber eingetragene Lebenspartnerschaften vorsah, hatte die rheinische Synode 2000 bereits eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht, die jedoch nicht als Amtshandlung galt. Nach der Änderung der Kirchenordnung ist die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare nun der kirchlichen Trauung heterosexueller Paare gleichgestellt und kann ebenso im Kirchenbuch eingetragen werden.
Mehr Informationen finden Sie unter www.ekir.de/landessynode.
Text. Stefan Heinemann
Foto: ekir.de