Süßer die Kassen nie klingeln …
„Süßer die Kassen nie klingeln, als zu der Weihnachtszeit…“.
Vermutlich kennen Sie diesen Satz über den Kommerz rund um die Geburt des Gottessohnes.
Gerade erst haben wir mit unseren Konfis wieder einen Film gesehen, in dem Jesus wütend eine Münze in die Höhe hält und von dem redet, was dem Kaiser gehört und was Gott gehört. Dann reißt er zornerfüllt eine Geldtruhe um und tritt die zu Boden stürzenden Geldmassen im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen. Es ist die einzige Szene, in der ich Jesus so richtig aggressiv kenne. Jesus jagt die Geldwechsler und Händler aus dem Tempel. „Das Haus meines Vaters soll ein Bethaus sein und keine Räuberhöhle!“
Der schnelle, kurze Blick könnte den Gedanken aufkommen lassen, dass Jesus das Geld nicht mag. Dieser Gedanke enthält eine Wahrheit: Die Wahrheit, dass Jesus weiß, wie anfällig wir für das Geld sind. Es geschieht schnell, dass wir das Geld vergötzen. Wir erheben die finanziellen Fragen zum höchsten Maßstab, richten unser Leben auf das erfolgreiche Wirtschaften aus: Wachstum, das Plus in der Kasse, die schwarze Null.
Nein, keine Ablehnung per se
„Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme.“ sagt Jesus bei Lukas nur wenige Szenen vor der Tempelreinigung. Geld setzt unser Handeln in Maßstäbe, die allzu oft nicht den Maßstäben Gottes zur Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung entsprechen.
In anderen Zusammenhängen taucht das Geld auch im Reden Jesu versöhnlicher auf: Im Gleichnis vom wiedergefundenen Groschen etwa oder beim „Scherflein der Witwe“, im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg oder bei der Diskussion um das teure Salböl in Bethanien. Hier redet Jesus geradezu der Geld verehrenden Dekadenz das Wort. Nein, per se lehnt Jesus das Geld wohl nicht ab.
So wenig, wie er dem Geld einen „heiligen Status“ eingesteht und uns vor seiner Vergottung warnt, so wenig verteufelt er es. Er macht es schlicht zu dem, was es ist: Ein Ding. Nicht mehr und nicht weniger. Ein „Ding“ in der Schöpfung Gottes – so, wie die Sterne im Schöpfungsbericht schlicht „Lampen“ sind.
Damit entzieht Jesus dem Geld sein vermeintliches Eigenrecht – und macht deutlich, dass die ganze Verantwortung für alles, was mit diesem „Ding“ und durch dieses „Ding“ geschieht, in unseren Händen liegt. Wir sind es, die sich fragen lassen müssen, ob wir mit dem Geld dem Reich Gottes gemäß handeln – oder ob wir der Versuchung des Geldes erlegen sind.
Ethik nach Gewinnmaßstäben?
Passen wir unsere Ethik den finanziellen Gewinnmaßstäben an, oder unterwerfen wir unser wirtschaftliches Handeln einer Ethik, die sich aus der Botschaft Gottes formt?
Erwarte ich aus diesen Gedanken heraus, dass Christen im Advent keine Geschenke kaufen? Möchte ich auch den Büchertisch unserer Ehrenamtlichen aus dem Foyer des Gemeindezentrums prügeln? Die Weihnachtsmarktbude der Gemeinde abreißen? Nein!
Geschenke machen ist schön. Es schenkt Freude und zeigt als kleiner Spiegel, wie groß das Geschenk der Geburt Jesu für uns Menschen ist. Es ist gut, dass man in unserer Gemeinde auch Präsente mit geistlicher Fülle finden kann und nicht nur hohle Plastikweihnacht.
Aber ich wünsche Ihnen und mir, dass wir dabei immer zuerst nach Gottes und unserer Liebe fragen – und nicht nach den materiellen Werten. Ich träume von einem Advent, in dem wir unsere Herzen noch besser vorbereiten als die Wohnzimmer. Ich sehne mich nach Tagen, in denen wir uns mehr Zeit für Gott und unseren Nächsten nehmen als für die Einkäufe.
Ich wünsche uns eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Ihr Pfr. Niko Herzner