Raststationen für Leib und Seele

Wir fahr’n in den Süden. Ab in den Urlaub. Dann: Pause an der Autobahn. Schnell zur Toilette, ein Brötchen kaufen, … und beten. Beten?
Warum nicht. Um Gottes Schutz auf der Reise bitten – und vielleicht an Menschen denken, die zuhause geblieben sind.
In Deutschland gibt es 50 Autobahnkirchen, die Möglichkeit zur Andacht ‚on the way‘ bieten.
Diese Gotteshäuser sind nie weiter als ein Kilometer von einer Autobahnabfahrt entfernt und stehen täglich wenigstens zwölf Stunden lang offen. Urlaubsreisende und Staugeplagte können hier wieder zu sich finden – Leib und Seele Ruhe tanken.

2016 - Autobahnkirche2Viele sind Gemeindekirchen
– und Autobahnkirchen

Die Mehrzahl der Autobahnkirchen sind zugleich Gemeindekirchen, eher zufällig geparkt am Rand der Verkehrsadern: Sonntags finden hier normale Gottesdienste statt.
Die evangelische Martinskirche in Waldlaubersheim etwa steht auf einem Hügel zwischen Weinbergen an der A61. Seit dem 12. Jahrhundert thront der Kirchbau über dem Winzerdorf. Jeden zweiten Sonntag feiert Ortspfarrer Joachim Deserno hier Gottesdienst. Zu anderen Zeiten steht die Kirche eben offen: Ein Gästebuch lädt ein, eigene Gedanken zu formulieren. Unter einem Kreuz aus Lindenholz können Gebetskärtchen angehängt werden. Kerzen brennen in einer Seitenkapelle.
Die katholische Autobahnkirche St. Christophorus an der A5 lockt jährlich bis zu 300.000 Besucher an. Durch ihre Pyramidenform ist sie schon von weitem zu erkennen. Ihre Erbauer haben sie 1978 bewusst als Kontrast zur Hetze des Verkehrsflusses konzipiert – und als offene Einladung neben den Rasthof gestellt.

Jede Reise ist ein Wagnis
Richtig ist ja: Jede Reise ist ein Wagnis. Deshalb sind die Bitte um den Reisesegen und der Dank für den Schutz unterwegs ein alter Brauch. Schon das 1. Buch Mose berichtet: Nachdem ihm Gott auf der Reise begegnet war, baute Abraham unterwegs Altäre. Im Mittelalter war es Brauch, Kapellen und Kreuze am Wegesrand zu errichten. Heute sind Menschen mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug unterwegs. Das ist viel rasanter – und mit wenigstens genau so vielen Belastungen verbunden.

Raststätte der Seele
Als ‚Raststätte der Seele‘ werden Autobahnkirchen besonders von Berufsreisenden und Urlaubern benutzt. Zwei Drittel der Besucher betreten eine Autobahnkirche tatsächlich, um zu beten oder eine Kerze anzuzünden. Andere Besucher kommen aus Neugier, interessieren sich für die Architektur oder wollen einfach ausruhen.
Wer aber nicht nur zufällig auf eine Kirche entlang der Autostraße stoßen will, findet Überblickskarten bei www.autobahnkirchen.de oder www.autobahnkirche.info.
Halten Sie doch mal an und geben Ihrer Seele eine Pause – auf dem Weg in den Urlaub!
Stefan Heinemann, Pfarrer

Fotos: wikipedia.de; autobahnkirche.info