Gott kommt – als Flüchtlingskind

Liebe Weihnachtsgemeinde,
das ist die Riesenüberraschung an Weihnachten: Gott kommt – aber ganz anders!
Der Stern von Betlehem weist nicht den Weg zu den Palästen in Jerusalem.
Dem Königskind ist bitterkalt. Denn es liegt in einem Futtertrog in einem frostigen Stall.
Die romantische Idylle von Heiligabend war eine triste Notunterkunft.
Und, sorry, das Christkind war auch nicht blondgelockt und es war auf der Flucht.
So geht die Geschichte weiter, die wir gerade im Krippenspiel gesehen haben.
So erzählt der Evangelist Matthäus: Vor dem grausamen König Herodes fliehen Maria und Josef nach Ägypten, wo Jesus als Flüchtlingskind aufwächst.
Gott kommt – aber ganz anders!

Was wäre, wenn die heilige Familie, wenn Maria, Josef und Jesus ganz anders aussähen – so wie auf diesem Bild von Tiki Küstenmacher?
Ein Flüchtlingskind mit schwarzer Hautfarbe und krausem Haar.
Wie Maria und Josef sind in diesem Jahr Millionen Menschen auf der Suche nach einer Herberge.
Schwangere quälen sich auf wochenlangen Fußmärschen.
Menschen flüchten vor grausamen Despoten, die heute Assad heißen und Al-Bagdhadi.
Sie sehnen sich nach einem Frieden, der nicht von dieser Welt ist.
Und sie erleben Freiwillige an Hauptbahnhöfen wie Boten der Verheißung?

Als aus dem Christkind in der Krippe der Wanderprediger von Nazareth geworden war, da hat Jesus mal gesagt: „Was ihr einem der Geringsten tut, das habt ihr mir getan!“
Oder anders: Wenn ihr mir, dem Christkind was schenken wollt, dann tut etwas Gutes den Armen, den Hoffnungslosen.
Sie waren die ersten, die der Stern zum Christkind brachte.
Das Christkind war einer von ihnen. Amen.

Predigt von Pfarrer Stefan Heinemann
im Familiengottesdienst am 24. Dez. 2015
in der Ev. Christuskirche, Hennef