Franken: Zu den Menschen vordringen!

Der CDU-Landtagsabgeordnete Björn Franken hält die Kirchen für unverzichtbar. In seinem VortragMitte März in der Christuskirche hielt er weniger Institution und mehr Nähe zu den Menschen für wünschenswert.

Eine Kirche 2.0 forderte Björn Franken, CDU-Landtagsabgeordneter, in seinem Vortrag vor 30 Zuhörenden. Nachdem Präses Thorsten Latzel zwei Wochen zuvor aus Sicht des leitenden Theologen der Evangelischen Kirche im Rheinland einen persönlichen Blick auf die Zukunft von Kirche und Religion geworfen hatte, betrachtete Franken diese Zukunft als Politiker. Doch zunächst bekannte der Landtagsabgeordnete, dass er selbst ein gläubiger katholischer Christ sei, christlich aufgewachsen. Auch heute finde er Halt im Glauben.

“Außenwirkung der Kirche ist nicht gut”

Auch wenn Franken selbst seine geistige Heimat im christlichen Glauben und in der christlichen Kirche findet, sei das in einer heterogenen, pluralistischen Gesellschaft keineswegs mehr selbstverständlich. Vielmehr wirke der Beitrag der Kirche heute wie Selbstbeschäftigung. „Die Außenwirkung der Kirche ist nicht gut“ sagte Franken und verweist damit auch auf die derzeitigen heftigen Auseinandersetzungen in der katholischen Kirche und insbesondere im Erzbistum Köln.

Ihre Aufgabe: Geistliches Wohlergehen

Als Politiker habe man den Auftrag sich um das materielle Wohl der Gesellschaft und jedes einzelnen zu kümmern. Die Rolle der Kirche sei es, sich um das geistliche Wohlergehen der Menschen auf der Grundlage eines christlichen Menschenbildes zu sorgen. Dazu gehören aus Sicht von Björn Franken die sozialen und pädagogischen Angebote von Diakonie und Caritas sowie die Kindergarten- und Schulinfrastruktur, die die Kirchen ja auch bieten. Ihre Aufgabe sei es aber vor allem, künftig der „Kitt“ in der Gesellschaft zu sein, die Gemeinschaft zu fördern, Zufluchtsorte, Seelsorge und Halt zu bieten sowie Spannungen auszugleichen. Das sei besonders wichtig angesichts der Krisen, wie etwa der Corona-Pandemie oder des Ukraine-Kriegs.

Kirche muss sich selbst verändern

Um das leisten zu können, müsse die Kirche, wie es auch geschehe, ihre Werte, ihre Ethik und Moral vermitteln, aber auch verständlich bleiben. Zudem sei die Kirche gefordert, Veränderungen anzunehmen und sich selbst zu verändern, gerade im Bereich der Kommunikation.
Ein positives Beispiel dafür sind, so Franken, die digitalen Gottesdienste, die während der vergangenen zwei Jahre möglich wurden. Gute Erinnerungen verbindet Franken mit der digitalen Osternacht im ersten Coronajahr 2020: „Die Messe ist digital übertragen worden und wir haben sie als Familie draußen am Lagerfeuer mitgefeierte. Das war ein schönes Erlebnis“, bekannte er.

Auf Zwischenmenschlichkeit setzen

Insgesamt jedoch sah der Landtagsabgeordnete Defizite in Sachen Kommunikation, Marketing und technischen Fähigkeiten bei den Kirchen. Es komme darauf an, weniger Institution zu sein und mehr auf Zwischenmenschlichkeit zu setzen. Pfarrer und Priester sollten, so seine Empfehlung, „den Schreibtisch verlassen“ und zu den Menschen gehen, zu ihnen vordringen. Egal ob dies nun über digitale Medien oder den persönlichen Kontakt geschehe. Wichtig sei, dass die jüngere Generation angesprochen werde. Dazu werde die Kirche jetzt und künftig „dringend gebraucht.“

Martin Heiermann