Warm, satt, ruhig und geborgen

Wer kennt sich noch aus? Pandemie, Aufruhr in Amerika, Impfchaos, Isolierung aus Vernunftgründen … es sind ungewisse Zeiten.
Dass „Bleiben Sie negativ!“ mal ein guter Segenswunsch sein könnte, wäre vor einem Jahr keinem eingefallen.
Was tun mit den Befürchtungen, Sorgen?

Einige Wochen ist das Jahr 2021 nun schon alt und doch wissen wir überhaupt nicht, wohin es uns führen wird. Im Moment zwingt es uns gesellschaftlich zur Winterruhe.
Doch in dieser Winterruhe ist nur scheinbar “nichts los”. Pflanzen und Tiere sammeln in der Brachzeit Kräfte, um zu gegebener Zeit neu auszutreiben und aktiv zu werden. Sie benötigen diese Ruhe existenziell, um überhaupt Neues hervorbringen zu können. Dies gilt auch für uns Menschen.

Dazu hat Ulrich Schaffer ein Gedicht geschrieben:

Nichts los

Vor mir liegt ein Berg,
in dem Berg verbirgt sich eine Einsicht,
versteckt in der Einsicht ruht ein neues Zuhause,
in dem neuen Zuhause öffnet sich die Stille,
in der Stille beginnt ein neuer Weg,
auf dem ich anders gehen kann, als ich mich kenne.
Wer will da sagen,
es wäre nichts los bei mir?

In Zeiten des Lockdowns meldet sich die Betriebsamkeit immer mal wieder an: „Du kannst doch nicht einfach so herumsitzen …“ und ähnlich sprechen unsere inneren Stimmen und wir werden unruhig und kribbelig.
Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, gut für uns zu sorgen – mit Spaziergängen, wohltuendem Essen, Ruhe … und auch mit Zärtlichkeit für den Hunger der eigenen Seele, so wie eine Mutter ihr Baby stillt und liebevoll umsorgt. So wie Gott unseren Hunger stillt.
Bei Gott bin ich geborgen, still wie ein Kind, bei ihm ist Trost und Heil

Warm, satt, ruhig und geborgen
So kann das Bild einer stillenden Mutter in unserem Herzen Raum gewinnen. Das strampelnde Baby, wie es mit beharrlichem Geschrei nach Nahrung verlangt. Die Mutter, wie sie das Kleine stillt und geduldig dahin lenkt, dass es sich in der warmen Geborgenheit ihrer Arme satt trinken kann. Der beruhigende Einfluss der Mutter wirkt sich auf das Kind aus. Entspannung und Zufriedenheit lösen das Strampeln ums Überleben ab.

Bei Gott bin ich geborgen, bei ihm ist Trost und Heil
Ich kann mit meiner Seele umgehen wie Gott mit uns. Ich kann an meiner Seele das Gleiche tun, was die Mutter an ihrem Kind tut. Ich kann mit meiner Seele eine tiefe Beziehung der Liebe und der Annahme eingehen, die ihr innerstes Verlangen stillt. Ich kann still und ruhig werden in der Gewissheit, dass alles gut ist.
So habe ich meine Seele gestillt und beruhigt, wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter; wie ein gesättigtes Kind ist meine Seele in mir.
Das ist ein schönes ‚Programm‘ für dieses Jahr: dieses Vertrauen, das den tiefsten Hunger stillt, in Zärtlichkeit und Liebe gegenüber mir selbst und den anderen Menschen zu investieren!

Bei Gott bin ich geborgen, still wie ein Kind, bei ihm ist Trost und Heil
Dieses Taizeelied singen wir regelmäßig in unserer monatlichen Meditation.
Wenn sich der Lockdown lockert, geht es wieder los.
Und falls Ihr Interesse jetzt geweckt ist, dann melden Sie sich bei mir. (Tel.: 869227)

Möge sich die äußerlich verordnete Winterstarre für uns immer wieder in eine erfüllte Ruhe wandeln!

Marina Schoneberg
(inspiriert vom ‘Haus der Stille’, Rengsdorf)