Verlegung eines Stolpersteins
Am 26. Januar wurde in Stadt Blankenberg/Hennef ein Stolperstein verlegt.
Im ganz kleinen Kreis trafen sich Vertreterinnen des Ökumenekreises der Evangelischen und Katholischen Kirchen in Hennef zusammen mit dem Bürgermeister und Pressespecher der Stadt und zwei Lehrerinnen der Gesamtschule Meiersheide, um die Verlegung des Steines durch den Bauhof zu gestalten. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der das Projekt „Stolpersteine“ im Jahr 1996 ins Leben gerufen hat, musste wegen der Pandemie leider seine Teilnahme absagen.
Opfer des Nationalsozialismus
Der Stein in der Eitorfer Straße in Stadt Blankenberg erinnert an Therese Müller, Jahrgang 1905, die wegen einer psychischen Erkrankung 1935 zwangssterilisiert und 1941 in Hadamar ermordet wurde. Sie ist eines von hunderttausenden Opfern, die das Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten forderte. Oberstufen-Schüler*innen der Gesamtschule Meiersheide hatten schon im Jahr 2019 im Rahmen eines Projektes Akten des Kreisarchivs in Siegburg gesichtet und nach Betroffenen des Euthanasieprogramms recherchiert.
Verfolgung von psychisch kranken und behinderten Personen
Ein Gesetz, das im Juli 1933 erlassen wurde, gestattete Zwangssterilisationen „zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Als vermeintlich „genetische“ Krankheiten wurden seinerzeit u.a. Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankungen, erbliche Blindheit und Taubheit, schwerer Alkoholismus definiert. Seit dem Jahr 1939 mussten Kinder mit „angeborenen Missbildungen und geistiger Unterentwicklung“ einem Reichsausschuss gemeldet werden, der darüber entschied, ob die Kinder weiter beobachtet werden oder direkt getötet.
Aktion „T4“
Im Jahr 1940 kam es zur Planung und Errichtung von Vernichtungszentren für (erwachsene) Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen. Betroffene Personen aus der Rheinprovinz wurden nach Hadamar „verlegt“. Bis 1945 wurden dort 14.500 Menschen in Gaskammern, durch Injektionen oder vorsätzliches Verhungern lassen ermordet.
Erinnern und schützen
Bevor der Stolperstein ins Pflaster eingelassen wurde, erzählte die Lehrerin Mira Reisen aus Therese Müllers Biographie, Pfarrerin Antje Bertenrath und Helga Haas als Vertreterinnen des Ökumenekreises gedachten im Gebet der vielen Opfer des Euthanasieprogramms. Bürgermeister Mario Dahm bedankte sich für die Initiative von Schule und Gemeinden und hob hervor, dass die Stolpersteine als Erinnerung an Unrecht und Gewalt in unserem Alltag begegnen und als Mahnung wirken können.
Verlegung weiterer Stolpersteine geplant
Für den 26.01.2021 war außerdem die Verlegung von 20 weiteren Stolpersteinen geplant, die an Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Geistingen erinnern. Wegen der Pandemie wurde die Verlegung auf das Frühjahr verschoben, auf einen Zeitpunkt, an dem man sich wieder mit mehr Personen im öffentlichen Raum versammeln darf. Bis dahin werden die Stolpersteine in der Christuskirche ausgestellt. Auf Initiative des Ökumenekreises und einer Schulklasse des Städtischen Gymnasiums Hennef wurden seit dem Jahr 2005 insgesamt 27 Stolpersteine in Hennef verlegt.
Antje Bertenrath