Seit Pfingsten: Bunt und international
Alles begann an Pfingsten, erzählt die Apostelgeschichte (Apg 2). Zum jüdischen Wochenfest waren Menschen aus aller Herren Länder nach Jerusalem gekommen. Die Jünger, vom Heiligen Geist euphorisiert, verkündeten auf offener Straße den lebendigen Christus – und die nach Jerusalem gekommen waren, nahmen ihre Botschaft mit in alle Himmelsrichtungen.
Anders als in anderen Religionen richtete sich die christliche Botschaft seit damals so nie nur an Menschen einer Nation allein. Schon die ersten Christen wussten sich vom Auferstandenen ausgesandt, „alle Völker zu Jüngern“ zu machen (Matthäus 28,16ff).
Mission kam nicht aus Europa
Wie sehr das gilt, darüber staunen sogar Fachleute immer wieder. Historiker, die Europa im Zentrum der Weltgeschichte sahen, haben seit Jahrhunderten gelehrt, dass von hier die Welt christianisiert wurde. Das stimmt nicht.
Heute wissen wir: Noch bevor das Christentum in Mitteleuropa Fuß fasste, waren christliche Missionare entlang der Seidenstraße bis nach Indien und China gelangt, um dort Gemeinden zu gründen.
Und wie staunten christliche Entdecker, als sie im 17. Jahrhundert Afrikas Südspitze umrundet hatten – nur um in Äthiopien und Südindien auf christliche Kirchen zu stoßen, die viel älter waren als ihre eigenen.
Seit 1700 drangen christliche Missionare aus Europa bis in entfernte Weltgegenden vor. An den Küsten Japans, in den südamerikanischen Anden genauso wie bei den Buschmännern Namibias erzählten sie von Jesus Christus.
Manchmal machten sie mit den Kolonialherren gemeinsame Sache. Sie legitimierten schreckliche Grausamkeiten. Oft aber gab das, was Menschen bei ihnen über die Liebe Gottes gehört hatten, auch den Anstoß, koloniale Herrschaftsstrukturen zu kritisieren und zu überwinden.
Für viele Christen in den Ländern des Südens, mit denen deutsche evangelische Kirchen heute partnerschaftliche Beziehungen pflegen, überwiegt das Positive an der Mission, die auch von indigenen Herrschaftsstrukturen befreite: „Wie hätten wir sonst von Jesus Christus erfahren?“ sagen sie.
Glaube wird unterschiedlich gelebt
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das Christentum die größte Religion weltweit: 2015 waren fast ein Drittel der Weltbevölkerung Christen. Das wird so bleiben, weil gerade christliche Gemeinden in den Ländern Asiens und Afrikas wachsenden Zulauf haben. Die Christen werden immer noch mehr. Überall auf dem Globus wird der christliche Glaube aber unterschiedlich gelebt und wächst weiter.
Christliche Solidarität hat Tradition
Dabei hat es 2000 Jahre Tradition, dass Christen einander – auch über weite Distanzen hinweg – nicht aus dem Blick verlieren. In seinen Briefen an die Gemeinden, die er im östlichen Mittelmeerraum gründete, wirbt der Apostel Paulus wortreich für eine Kollektensammlung: In Korinth, Rom und Galatien solle doch bitte gesammelt werden für die älteste und ärmste der Christengemeinden in Jerusalem. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.
Unsere Landeskirche, die Evangelische Kirche im Rheinland, ist partnerschaftlich verbunden mit Kirchen auf der ganzen Welt. Wir stehen gleichermaßen im Kontakt mit Christen aus den USA, Namibia oder Hongkong. Bei Entwicklungshilfeprojekten und im Katastrophenfall wird in der Hennefer Christuskirche Geld gesammelt für Kirchen weltweit.
Denn seit Pfingsten wissen wir: Als Christen gehören wir zusammen – durch den Heiligen Geist, der uns schenkt, gemeinsam an Gott glauben zu können.
Stefan Heinemann