Presbyter scheiden aus
Mitte März werden sechs Menschen aus der Mitarbeit im Presbyterium verabschiedet. Irmgard Heinrichs und Karin Winkler hatten das Amt der Presbyterin zwölf Jahre lang inne – Charly Stöhr und Gabi Voss etwa sechs Jahre. Doris Harnischmacher und Jürgen Stübner wirkten vier Jahre im Gemeindevorstand mit.
Mit ihnen allen sprach Antje Bertenrath.
Wie habt Ihr Eure Amtszeit erlebt? War die Zeit „schön“?
Die Zeit im Presbyterium war besonders, eine kostbare Zeit, bereichernd und lehrreich. Man bekommt einen intensiven Einblick in den Alltag von Kirche und in die Leitung eines Betriebes mit über 30 Mitarbeitenden. Gerade im Blick auf die vielen Personalangelegenheiten konnten viele neue Erfahrungen gesammelt werden. Allerdings sind manche dieser Erfahrungen auch belastend gewesen. Auseinandersetzungen vor dem Arbeitsgericht, die es in den letzten 12 Jahren mit zwei ehemaligen Mitarbeitenden gab, kosten Kraft und Nerven und belasten die Arbeitsatmosphäre.
Was könnt Ihr grundsätzlich über die Presbyteriumsarbeit sagen?
Durch die Mitarbeit im Presbyterium ist mir erst einmal bewusst geworden, wie viel Arbeit in unserer Gemeinde zu tun ist und wie viel
fältig unser Angebot ist; ich bin stolz darauf, da mitmachen zu dürfen. Wirklich beeindruckend sind auch die Sitzungen des Presbyteriums. Es herrscht ein faires Diskussionsklima, mit Disziplin und Wertschätzung wird jede/r gehört und die Beschlüsse werden möglichst „einmütig“ gefasst. Es wird nach konstruktiven Lösungen gesucht, die alle mittragen können, wenn das nicht sofort gelingt, werden Entscheidungen vertagt. Es kommt nur ganz selten vor, dass eine Auseinandersetzung mal entgleitet und der Ton schärfer wird. Auch bei schwierigen Themen und unbequemen Entscheidungen weht ein guter Geist und versucht das Presbyterium sachlich fair und menschlich wertschätzend seine Beschlüsse zu fassen.
Gab es Enttäuschungen? Was hattet Ihr Euch zu Beginn Eurer Amtszeit anders vorgestellt?
Ich bin enttäuscht im positiven Sinne, dass auch bei Kirche ganz normale Menschen, mit großem sozialen Engagement ganz normale Leitungsarbeit machen. Überraschend war, wie verschieden die Presbyterinnen und Presbyter sind in ihren Ansichten, ihrem Engagement, ihrer Glaubenspraxis. Manche Konzeptionsfragen oder Personalfragen wurden als Überforderung erlebt und eigentlich hätte man die Begleitung der Presbyteriumsarbeit durch mehr Sachverständige erwartet. Für manche war es auch eine Enttäuschung, dass es in der Presbyteriumsarbeit insgesamt wenig um theologische Fragen, den Glauben und Spiritualität geht. Die Unbefangenheit ist verloren gegangen, als Presbyterin sieht man das Gemeindeleben in einem neuen Licht und mit neuen Schatten.
Warum habt Ihr Eure Mitarbeit im Presbyterium jetzt beendet?
Es sind persönliche Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben: einige möchten ihre Terminkalender ausdünnen und mehr Zeit für familiäre Dinge haben oder müssen sich mehr um ihre Gesundheit kümmern. Andere möchten die Last der Verantwortung loswerden und mit mehr Leichtigkeit am Gemeindeleben teilnehmen und sich an anderer Stelle in die praktische Arbeit einbringen (Ausflüge organisieren, SeniorInnentanz leiten). Andere haben festgestellt, dass die Mitarbeit im Presbyterium einfach nicht ihren Gaben entspricht.
Was wird Euch fehlen, wenn Ihr aus dem Presbyterium ausscheidet?
Die Arbeit in den Ausschüssen des Presbyteriums war oft besonders intensiv und gewinnbringend, dort kann man jedoch auch als „normales Gemeindeglied“ weiter mitarbeiten. Und die Mitwirkung im Gottesdienst haben viele geliebt: die Lesungen der biblischen Texte, Austeilen des Abendmahls, Beteiligung an besonderen Gottesdiensten und Festen in der Gemeinde. Als PresbyterIn sitzt man auch im übertragenen Sinne „in der ersten Reihe“ und ist besonders nah dran an den Ereignissen im Gemeindeleben.
Danke, dass Ihr Zeit, Kraft, Kompetenz und Kreativität in die Presbyteriumsarbeit eingebracht habt!
Text: Antje Bertenrath