Höchster Feiertag: Karfreitag vs. Ostern
Karfreitag oder Ostern – welches ist unser höchster Feiertag?
Immer wieder habe ich diese Frage gehört: Ist eigentlich Karfreitag oder Ostern der höchste Feiertag?
Und nicht selten wurde sie etwa so beantwortet: Für die Katholiken ist es Ostern und für die Evangelischen Karfreitag. Stimmt es, dass wir hier ökumenisch uneinig sind?
Tatsache ist: Die christliche Religion hat ihren Ausgangspunkt in der Botschaft von der Auferstehung Jesu. Der Osterruf „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“ war es, mit dem in jeder Hinsicht etwas „Neues“ begonnen hat. Deshalb feiern wir den Sonntag (und nicht den Sabbat) als geheiligten Tag. Jeder Sonntag ist ein „kleines Osterfest“.
Andererseits sagt Jesus im Johannesevangelium über seine Liebe zu den Menschen: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ (Joh 15,13) In der lutherischen Theologie wurde die Hinwendung Gottes zu uns Menschen wiederentdeckt und die Opfertat Jesu ins Zentrum gestellt – nicht zuletzt in Opposition zu den geforderten „Opfern“, welche die damalige Kirche den Menschen abverlangte. Wenn es einen Tag im Jahr gibt, an dem diese größte Liebe Gottes greifbar wird, dann ist es der Todestag Jesu.
Gottes ganze Liebe, Gottes ganzer Versöhnungswillen bündelt sich im Karfreitag.
Also was nun? Mein Studienfreund Volker Konrad hat die Frage einmal in dieser Grafik beantwortet:
Ja, der Karfreitag mit seiner Erinnerung
an das Sterben Jesu am Kreuz
ist unser höchster Feiertag.
Ja, Ostern, der Tag desneuen, ewigen Lebens
ist unser höchster Feiertag.
Sie sind es gemeinsam und in ihrer Gegensätzlichkeit unzertrennlich.
Ohne den österlichen Triumph über den Tod wäre das Sterben am Kreuz sinnlos. Ohne sich am Karfreitag schmerzhaft deutlich zu machen, was das Sterben bedeutet, wird die Auferstehung keine Befreiung. Karfreitag und Ostern gibt es nicht getrennt. Wir können das eine nicht ohne das andere feiern. Nur gemeinsam sind sie der höchste Feiertag – und das übrigens in allen christlichen Konfessionen.
In verschiedenen Kirchen wird dies auch in der Liturgie, also in der Gestaltung der Gottesdienste deutlich: Sie feiern bewusst das „österliche Fest der heiligen drei Tage“. Dieses höchste Fest beginnt am Gründonnerstag mit der Eröffnung des Gottesdienstes – und zieht sich liturgisch in einer Linie von gottesdienstlicher Feier zu gottesdienstlicher Feier, bis es am Ostermorgen in den Segen mündet.
Text: Niko Herzner
Grafik: Volker Konrad