Interview: Einfach offen sein

Seit gut einem Jahr vertritt die 42-jährige Natalia Schepp mit verschiedenen Angeboten Jugendleiterin Jenny Gechert, die ihre Stunden wegen eines Studiums reduziert hat.
Dabei wagt sich Natalia Schepp auch an das Thema Inklusion. Über ihre Angebote und Vorstellungen sprach sie mit Michael Heider.
Wie sind Sie zu der Arbeit bei der Kirchengemeinde gekommen?
Der Kontakt zur Gemeinde begann schon vor 15 Jahren, als wir hier neu zugezogen waren. Meine Nachbarin hat mich mit meinem Sohn zum Miniclub mitgenommen, einem Treffpunkt für Eltern mit Kleinkindern. Das war und ist ein tolles Angebot, das ich später auch mit meinem zweiten Sohn besucht habe.
Ich selbst biete unter anderem freiberuflich kunstpädagogische Projekte an und bin so häufiger auch für das DRK Siegburg (Familienbildung) in unterschiedlichen Häusern tätig. Über diesen Weg habe ich bereits vor einigen Jahren Heike Hyballa kennengelernt, die in der Kirchengemeinde die Arbeit mit Kindern durchführt.
Ende 2022 hat mich Pfarrerin Bieling dann gefragt, ob ich für drei Jahre, in denen Jenny Gechert etwas kürzer tritt, einspringen kann und entsprechende Angebote für Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren übernehmen würde.
Welche Projekte bieten Sie für die Kirchengemeinde in deren Räumlichkeiten an?
Gemeinschaft ist das Thema, das ich gerne verfolge: Zusammen kreativ zu sein, um so auch miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich biete ein Kreativangebot „Art out of the box“ in den Sommerferien an. Das sind fünf Stunden täglich über eine Woche. Dabei ist alles Erschaffene Kunst und es bedarf nicht irgendwelcher Begabungen oder Vorkenntnisse. Einmal im Monat, jeweils am 1. Dienstag, biete ich ein dreistündiges Treffen für jeden Jugendlichen an, der Lust hat, sich künstlerisch zu entfalten. Dieses Angebot hat den Titel „EigenART“. Es ist ein offenes und kostenloses Angebot, und jeder, der Lust und Zeit hat, kann kommen. Dabei arbeite ich gerne mit Alltagsmaterialien, damit man schnell ins Tun kommt und loslegen kann. Die eine macht dies, der andere macht das, man sitzt einfach zusammen. Das sind schöne Momente, ohne Leistungsdruck und Bewertung.
Zweimal im Jahr veranstalte ich einen „Easy-Babysitter-Kurs“. Zielgruppe waren hier Konfirmandinnen und Konfirmanden, sowie alle Jugendlichen, die Interesse haben, sich ihr Taschengeld mit einer solchen Betätigung aufzubessern.
Ihnen liegen inklusive Angebote am Herzen. Was würden Sie sich wünschen, um diesen Arbeitsbereich mehr in den Fokus zu bringen?
Über 15 Jahre war ich als Heilerziehungspflegerin im Dr. Ehmann Kinderhaus Siegburg tätig. In diesem Zeitraum fing ich bereits an, integrative Kunstangebote anzubieten. Vor einigen Jahren habe ich dann die Ausbildung zur Kunstpädagogin gemacht und versuche den Fokus auf jenen Arbeitsbereich auch im Kinder- und Jugendhaus „Klecks“ zu vertiefen. Ziel ist nicht, die einzelnen Kinder gesondert zu behandeln, sondern dass sie als Gruppe funktionieren. Jeder trägt genau das zum Gelingen des Gesamtprojektes bei, was er oder sie kann.
Die „Regelkinder“, die häufig keinen Umgang mit eingeschränkten Menschen kennen, profitieren dabei deutlich von einem integrativen Ansatz. Durch dieses Angebot können sie den Umgang mit behinderten Menschen kennen lernen und ihn als selbstverständlich erleben. Jeder kann Erfahrungen sammeln, Barrieren abbauen, die es in beide Richtungen gibt, eben einfach offen sein. Ich würde es begrüßen, wenn Eltern nicht die Überschrift „Inklusion“ brauchen, um den Mut aufzubringen, die Angebote auch mit behinderten Kindern in Anspruch zu nehmen. Wir haben auch die bei der Stadt Hennef neu geschaffene Stelle „Inklusive Jugendhilfe“ ermutigt, Menschen mit Einschränkungen auf das Angebot im „Klecks“ hinzuweisen, und sind dort auf sehr offene Ohren gestoßen.
Wie haben Sie die Arbeit in der evangelischen Gemeinde bisher kennengelernt?
Das ist eine Riesengruppe mit einem vielseitigen Angebot. Ich war überrascht, wie viel Menschen beim Treffen der Ehrenamtlichen Ende Januar dabei waren, die für und in der Gemeinde unterwegs sind. Ich überblicke das ehrlich gesagt noch gar nicht vollständig. Jeder einzelne ist in seiner Art eine Bereicherung. Ich erlebe die Gemeinde als sehr offen für neue Angebote, so auch meinem Schwerpunkt Kunstpädagogik und dem Thema Inklusion gegenüber.