Hennefer Schulleitungen: Kirche ist wichtig
An fast allen Hennefer Grundschulen ist die evangelische Kirchengemeinde mit ihren Angeboten präsent. Wie denken die Schulleitungen darüber? Mit zwei Schulleiterinnen aus Hennef sprach Pfarrer Stefan Heinemann.
Barbara Katt:
Christliche Werte kennen
Barbara Katt ist seit neun Monaten katholische Religionslehrerin und stellvertretende Rektorin an der Hanftal-Grundschule. Sie lebt in ökumenischer Ehe zusammen mit dem neuen Archivpfleger unserer Kirchengemeinde.
In Deutschland wird die Trennung von Staat und Kirche propagiert – warum sind Sie trotzdem vom Religionsunterricht überzeugt?
Die Existenz des Schulfaches Religion stammt aus einer Zeit, als Religion Teil des Alltagslebens war. Heute ist das nicht mehr so. Das Schulfach ist aber wichtig, damit klar bleibt: Es gibt auch etwas anderes! Der Religionsunterricht ist der Ort, an dem Kinder Religion kennen lernen können. Andernfalls kämen viele Kinder gar nicht mehr mit Religion in Berührung.
Aber Kinder könnten doch auch ohne Religion?
Nein, ich denke nicht. ‚Guter‘ Religionsunterricht gibt Halt und Orientierung. Ein allgemeiner Ethikunterricht ginge meiner Meinung nicht tief genug. Die Kinder sollen aber erfahren, warum in unserer Gesellschaft welche Regeln gelten – und das kann ich nicht begründen, ohne über Glaube, Werte und Religion zu reden.
Welche kirchlichen Angebote gibt es an der Hanftalgrundschule?
Neben dem Religionsunterricht in allen Jahrgangsstufen gibt es die wöchentliche Kontaktstunde als freiwilliges Angebot für Schüler und Schülerinnen der vierten Klasse. Seit Jahren feiern katholische und evangelische Kirchengemeinde ökumenische Schulgottesdienste mit unseren Schülern – besondere Höhepunkte sind der Einschulungs- und der Abschlussgottesdienst. Da kommen auch viele Eltern dazu!
Welchen Anspruch haben Sie an kirchliche Angebote?
Ganz grundsätzlich sollten kirchliche Angebote mit den Lehrplänen konform gehen – allein schon damit sie rechtlich abgesichert sind. Mein Wunsch wäre es, dass Kinder darüber von den ethischen Grundlagen unserer Gesellschaft erfahren und persönliche Vorbilder kennenlernen, die authentisch sagen: Ich bin sonntags in der Kirche! Ich glaube!
Gelingt das denn?
In Einzelfällen bestimmt – interessanter Weise besonders bei Kindern, die selber auf der Suche sind, weil sie im Elternhaus keine religiöse Orientierung bekommen. Ich habe schon erlebt, dass Grundschulkinder sich aus eigener Initiative haben taufen lassen – auch wenn die Eltern dem christlichen Glauben mit Desinteresse begegneten.
Was würden Sie sich wünschen von den Hennefer Kirchengemeinden?
An meiner alten Arbeitsstelle habe ich das Angebot eines ökumenischen Arbeitskreises kennengelernt, der regelmäßig Religionslehrer beider Konfessionen aus dem Stadtgebiet versammelte. Dort tauschte man sich mit einem Referenten über ein Thema, Unterrichtsmaterialien u.ä. aus.
Ein Gewinn wären auch kindgerechte Kirchenführer.
Renate Kellerbach:
Lassen Sie alles so!
Renate Kellerbach ist seit 2001 Rektorin an der Kastaniengrundschule in Söven. Sie ist verheiratet und hat sechs erwachsene Kinder – davon drei eigene. Aus der evangelischen Kirche ist sie vor 40 Jahren ausgetreten, ihr aber in Sympathie verbunden. Renate Kellerbach über sich: „Ich würde mich sicher als Christin bezeichnen!”
Frau Kellerbach, ist der Religionsunterricht in kirchlicher Verantwortung noch zeitgemäß?
Den konfessionellen Religionsunterricht halte ich im Grundschulbereich für überholt – ich bin aber eine Verfechterin des gut gemachten ökumenischen Religionsunterrichts. Denn welchen Sinn soll es haben, Klassen für zwei Wochenstunden nach Konfessionszugehörigkeit auseinander zu reißen?
Die Kinder sollten dort aber eine Lehrperson erleben, die die Inhalte und Werte des christlichen Glaubens authentisch vertritt. Den bekenntnisorientierten Religionsunterricht abzuschaffen zu Gunsten eines allgemeinen Ethikunterrichts – das möchte ich auf keinen Fall!
Welche kirchlichen Angebote gibt es an Ihrer Schule?
Jede Klasse hat zwei Stunden pro Woche Religionsunterricht. Jede Woche dienstags in der ersten Stunde findet ein katholischer Schulgottesdienst in der Rotter Kirche statt. Die evangelischen Schüler können in dieser Zeit an der Kontaktstunde und am monatlichen evangelischen Schulgottesdienst teilnehmen. Drei Mal im Jahr feiern wir als Schulgemeinschaft große ökumenische Schulgottesdienste, die von unseren Lehrerinnen mit vorbereitet werden.
Warum ist es Ihnen ein Anliegen, dass die christlichen Kirchen an der Schule präsent sind?
Kirche hat in meinen Augen einen hohen Stellenwert. Unsere Aufgabe an der Schule ist es, die Kinder als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft zu erziehen. Die christlichen Kirchen sind aber Teil dieser Gesellschaft! Ich beobachte leider, dass der religiöse Anteil einer umfassenden Erziehung im Familienalltag oft zu kurz kommt. Vielleicht können wir an der Schule hier etwas auffangen, was dort in Vergessenheit gerät.
Was sollten die Kinder denn aus kirchlichen Angeboten mitnehmen?
Die Kinder sollten froh gestimmt nach Hause tragen, was sie erleben: Positive, begeisternde Eindrücke von schönen Schulgottesdiensten und vom kirchlichen Leben insgesamt. Die Kirchenlieder sind bei den Kindern äußerst beliebt und motivierend. Das kann der Religionsunterricht allein übrigens nicht leisten: Gute Kontakte zum kirchlichen Leben schaffen! Gerade in den letzten Jahren erlebe ich immer mehr Eltern, die ein großes Interesse an den Schulgottesdiensten zeigen.
Was würden Sie sich mehr wünschen von den Hennefer Kirchengemeinden?
Ach, da bin ich wunschlos glücklich. Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden beider Konfessionen macht viel Freude. Die drei großen Schulgottesdienste, die alle gemeinsam gestalten, sind so wunderbar und ein besonderes Ereignis für unsere Schulgemeinschaft. Nach jedem dieser Gottesdienste bekomme ich sehr positive Rückmeldungen, vor allem von begeisterten Eltern.
Mein einziger Wunsch ist deshalb: Lassen Sie alles genau so!
Text: Stefan Heinemann; Foto: pixabay.com