Tschüss Kindergarten, Hallo Schule
Wie können wir unsere angehenden Schulkinder im letzten Kindergartenjahr vor dem Schuleintritt fördern? Wie bereiten wir pädagogischen Fachkräfte sie auf die Schule vor? Was möchten wir ihnen für ihre neue Rolle als Schulkind mitgeben? Dies sind nur wenige Fragen, dir wir uns in jedem neunen Kindergartenjahr stellen und dadurch unsere pädagogische Arbeit evaluieren und gegebenenfalls verändern.
Deshalb nutzen wir seit nun fast zwei Jahren ein neues Konzept in der Arbeit mit unseren angehenden Schulkindern. Denn viele Dinge entwickeln sich im Alltag und dennoch ist es gut, eine besondere Ansprache für unsere „großen“ Regenbogenkinder zu finden. Sie sollen sich als eigene Gruppe finden und gemeinsame Rituale entwickeln. Das stärkt die Fähigkeiten der Selbst- und die Sozialkompetenzen in der Gruppe. Kinder lernen am besten in der sogenannten Peergroup. Sie brauchen Gleichaltrige, um sich gemeinsam auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten. Wichtiger als abstraktes Wissen ist die Einschätzung der eigenen Stärken und Selbstvertrauen – zu lernen. Kindern beizubringen selbstständig zu handeln und sich das gewünschte Wissen zu besorgen, ist eine der wichtigsten Grundsteine, die wir legen. Dafür erhalten unsere angehenden Schulkinder eigenständigen Zugang zu Medien und Materialien, um bspw. den Umgang mit Schulmaterialien selbstständig zu erproben. Im „Ideenreich“ treffen sie sich regelmäßig und bestimmen zum Beginn des letzten Kindergartenjahres einen gemeinsamen Namen für diese Gruppe. In diesem Kindergartenjahr entschieden sie sich bei einer Abstimmung zu dem Namen „die neugierigen Wackelzähne“. Im Anschluss der Namensfindung werden Wünsche für Projekte gesammelt. Hier dürfen sowohl die angehenden Schulkinder als auch die pädagogischen Fachkräfte, jeden Wunsch äußern. Dann geht es an die Planung für die Umsetzung der Wünsche. Dabei werden feste Rituale für die angehenden Schulkinder geschaffen, die ihnen die Übergangszeit von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule vereinfachen sollen. Projekte, Ausflüge und besondere Erlebnisse, werden von einem festen Team aus zwei bis drei pädagogischen Fachkräften begleitet. Diese dienen der festen Gruppe von angehenden Schulkindern als Ansprechpartner bei Schwierigkeiten und sprechen mit ihnen über ihre Anliegen und Ängste. Dabei nehmen wir die Kinder stets ernst und bestärken sie. Auf dieser Grundlage schaffen wir den Ausgleich zwischen sie allein machen lassen und als Bezugsperson greifbar zu sein, wenn Unterstützung gebraucht wird. Zusätzlich wird jedem angehenden Schulkind die Zeit gegeben, die es benötigt, sich in seiner neuen Rolle einzufinden. Für den Übergang ist es uns besonders wichtig mit den Grundschulen zu kooperieren und die Mitarbeitenden zu Hospitationen in unsere Kindertageseinrichtung einzuladen. An Schnuppertage in den Grundschulen nehmen unsere „neugierigen Wackelzähne“ ebenfalls teil. Die Schulvorbereitung beginnt bereits mit dem ersten Tag in unserer Kindertageseinrichtung, doch im Besonderen die angehenden Schulkinder sollen wissen, dass es nicht schlimm ist, wenn sie etwas nicht können. Aber sie sollten resilienzfähig sein und Problemlösungskompetenzen entwickeln. Die Schule soll nicht angstbeladen sein. Die angehenden Schulkinder sollen erfahren: „Ein toller neuer Lebensabschnitt fängt an und Du schaffst das!“
Obwohl diese wichtigen Grundlagen in den Kindergartenalltag gelegt werden, entstehen aus den Wünschen unserer „neugierigen Wackelzähne“ besondere Projekte. In diesem Kindergartenjahr z.B. zum Thema „Mittelalter“. So haben wir im Dezember 2023 den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Siegburg sowie die Burgruine in Stadt Blankenberg besucht und durch Buchrecherchen einiges zum Leben im Mittelalter erfahren. Ein weiteres Projekt zum Thema „Kunst“ führte die „neugierigen Wackelzähne“ in die Welt der Farben, Pinsel und berühmter Maler ein. So entstanden Kunstwerke bei Malaktionen mit vollem Körpereinsatz und nach den Vorbildern Monet, Klee und Co. Der Besuch in einem Atelier in Eitorf beim Künstler Giovanni Vetere und eine Kunstaustellung in unserer Kindertageseinrichtung brachten das Projekt zum Abschluss. Mit großen Schritten ging es nun auf die Abschiedsphase, mit einem Entlassgottesdienst mit Pfarrer Stefan Heinemann zu. Dem traditionellen Rausschmiss aus unserer Kindertageseinrichtung und einer gemeinsamen Überraschungsaktion blicken wir nun entgegen und dann heißt es auch bei uns pädagogischen Fachkräften, Tränen trocknen und loslassen.
Nelly Wallstabe