Gemeindever-sammlung: Lebhaft & kontrovers

Mit Gebet und Lied begann am vergangenen Sonntag die diesjährige Gemeindeversammlung unserer Kirchengemeinde. Sieben Tagesordnungspunkte diskutierten die etwa achtzig anwesenden Gemeindemitglieder in der Christuskirche teils lebhaft.

In das neue Pilotprojekt zu „Wein & Traubensaft beim Abendmahl“ führte zunächst Pfarrerin Antje Bertenrath. Sie verwies auf die Sonntage, an denen Gemeindemitglieder das Abendmahl empfangen können. So findet es seit über 20 Jahren am 1. Sonntag im Monat im Gottesdienst um 9:30 Uhr statt. Seit der Einführung der Gottesdienstprofile in 2017 seien die Abendmahlstermine in den 11 Uhr-Gottesdienste über den Monat verteilt. Pilotprojekt nun deshalb, weil immer wieder die Diskussion „Wein oder Saft“ zum Abendmahl aufgekommen sei. Der Gemeindevorstand hat daher den Beschluss gefasst, vom 1. April bis zum Advent bei jedem Abendmahl jeweils beides anzubieten. Denn nur Saft verstößt gegen die Kirchenordnung, nur Wein würde Kinder, Konfirmanden und andere Mitglieder vom Abendmahl ausschließen. Die spontane Umfrage unter den anwesenden Gemeindemitgliedern ebenso wie die kontroverse Dis-kussion spiegelten wider, dass die Vorstellungen deutlich auseinander gehen. Rückmeldungen in den nächs-ten Monaten seien ausdrücklich gewünscht, so Pfarrerin Bertenrath.

Hans-Georg Schoneberg berichtete im Anschluss über die Finanzsituation der Kirchengemeinde. Das Neue Kirchliche Finanzwesen (NKF) bezeichnete der ehrenamtliche Finanzkirchmeister als bleibende Herausforderung, da die Umstellung auch noch Jahre nach der Einführung mit großem Aufwand verbunden sei. Während die Jahresabschlüsse ab 2014 noch nicht vollständig vorliegen, aber komplett gebucht sind, liege jetzt die Eröffnungsbilanz zum 1.1.2014 geprüft vor und soll demnächst durch das Presbyterium beschlossen werden. Rechtzeitig aufgestellt worden sei die Jahresplanung für 2018, die bei Ausgaben in Höhe von 2,2 Mio. Euro einen ausgeglichenen Plan vorsehe und einen Überschuss der Einnahmen von 47.000 Euro ausweise. Sondereffekte gibt es hier durch den Neubau der Kita „Regenbogen“ sowie durch eine Sonderzuweisungen für die KiTa ‚Regenbogen‘ vom Land NRWs. Während die größte Einnahmeposition auch 2018 die Kirchensteuer ist, sei der größte Ausgabenposten der Personalaufwand. Wichtig und erfreulich dabei, so Schoneberg, dass alle Jahresabschlüsse einen Überschuss auswiesen.

Die Gebäudestrukturanalyse stellte Pfarrer Stefan Heinemann vor. Bereits seit 2004 wird dieses von der Landeskirche entwickelte Planungsinstrument empfohlen. Nun hat man sich auch in der Evangelischen Kirchengemeinde Hennef entschlossen, eine solche durchführen zu lassen. Ähnlich einer Inventur gibt eine solche Analyse einen detaillierten Überblick über tatsächlich anfallende Kosten für den Betrieb und die Unterhaltung sämtlicher Liegenschaften. Nach Erstellung dieser Gebäudeanalyse erhält die Gemeinde ein Szenario der demographischen und finanziellen Entwicklung und damit Fakten zu Überlegungen, wie die Zukunft der Gemeinde konstruktiv gestaltet werden kann und muss. Eine Planungssicherheit, die erfah-rungsgemäß sinnvoll ist, so Heinemann. Beauftragt mit dieser Analyse, die bis Sommer 2018 fertiggestellt werden soll, ist das Architektur- und Ingenieurbüro Kölsch + Maliska aus Duisburg.

Den Baufortschritt an den Außenanlagen der Kita „Regenbogen“ skizzierte ebenfalls Pfarrer Heinemann. Die umfangreichen Arbeiten sind aktuell in der Ausschreibung. In seiner Sitzung am darauffolgen-den Montagabend wolle das Presbyterium einem Bieter den Zuschlag geben, so Heinemann. Die Wege zwischen den bereits montierten Spielgeräten sollen auch für Kinder im Rollstuhl ohne Unebenheiten befahrbar sein. Der Fußballplatz samt neuer Tore entsteht an der Seite zur Kurhausstraße und als „Bobby Car-Rennstrecke“ könne der durch ein Tor gesicherte breite Zugang zur Kita genutzt werden. Bethelcontainer und „Give-Box“ erhalten ihren Standort ebenfalls zur Kurhausstraße hin.

Viel Diskussionsbedarf war mit der Personalsituation in der Kita verbunden. Auch hier in Hennef sei der gravierende Fachkräftemangel mittlerweile eklatant, so Heinemann. Seit dem elternzeitbedingten Wegfall zweier Vollzeitkräfte im November suche der Gemeindevorstand händeringend nach neuen Erzieherinnen. Bis zum „Headhunting“ hätte man alle Mittel ausgeschöpft. Zum 1. April habe man nun endlich eine neue Kraft gefunden, weitere Gespräche sind geplant. Eine Anerkennungspraktikantin ab Sommer stehe bereits fest, weitere wären wünschenswert – allerdings seien diese von der Gemeinde in Gänze selbst zu finanzieren. Um die personell sehr angespannte Situation weiter zu entschärfen und nachhaltig einen verlässlichen Betrieb zu gewährleisten, habe sich das Presbyterium entschlossen, die Schließzeiten auf die Pfingstferien auszudehnen sowie in den Sommerferien drei Tage länger die Kita zu schließen. So könnten Urlaubstage und Überstunden gebündelt genommen und abgebaut werden, ohne unter die Grenze der Mindestpersonalbesetzung zu rutschen.
Pfarrer Heinemann legte zudem die risikobehaftete Situation durch die notwendigen Personaleinstellungen dar. Als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb weiterhin attraktiv zu bleiben sei unabhängig davon aber auch in Zukunft unerlässlich.
Diskutiert wurde vor allem die sehr angespannte Lage, die im Februar eingetreten war, als auch das Personal der Kita von der heftigen Grippewelle nicht verschont blieb. Einige Eltern wünschten sich hier mehr Transparenz, um mit mehr Verständnis reagieren und an einem Strang ziehen zu können. Dass die zunehmende Bürokratisierung verbunden mit immer weiteren Auflagen Kitaträgern das Leben schwer und den Kitabetrieb immer aufwendiger machten, darüber waren sich alle einig.

Zuletzt diskutierte die Gemeindeversammlung das kontroverse Thema „Kirchenasyl“. Aufgrund einer konkreten Anfrage im Herbst 2017 hatte sich das Presbyterium einen Beschluss erarbeitet, den Pfarrer Stefan Heinemann vorstellte. Der Gemeindevorstand will das Gewähren eines Kirchenasyls im Einzelfall in Erwägung zu ziehen, wenn hierfür wesentliche Punkte gegeben sind. Dieser Beschluss stieß bei der Gemeinde auf grundsätzlich positive Resonanz.

Zum Abschluss verwies Antje Bertenrath auf die aktuelle Ausstellung im Gemeindezentrum über Reformatorinnen seit 1517 und Stefan Heinemann auf die neue digitale Vernetzung: Auch in Gemeindezentrum und Kirchraum hat jetzt Freifunk Einzug gehalten.

Text & Fotos: Ulli Grünewald