Einfach vertrauen!

Diese Predigt hielt Prädikantin Jenny Gechert im Jugendgottesdiest am Heiligabend.

„Mensch Josef! Vertrau mir doch einfach“, sagt Gott am Ende des Anspiels, welches wir eben gesehen haben.

Einfach vertrauen. Das sagt sich so leicht. Und ist doch so schwer.

Heute, jetzt in diesem Augenblick, in dem wir hier alle zusammen in der Kirche sitzen, der Tannenbaum in festlichem Licht erstrahlt und wir an das leckere Essen und die Geschenke denken, die uns hoffentlich gleich noch erwarten – da ist das mit dem Vertrauen vielleicht kein Problem. Aber wie sah das denn in den letzten 359 Tagen aus?

Denkt doch mal zurück an euer Jahr 2024.

Was habt ihr erlebt?

An Schönem und an Schwerem?

Wann fiel es euch leicht auf Gottes Gegenwart zu vertrauen und in welchen Zeiten fühltet ihr euch gottverlassen?

Was hat euer Vertrauen 2024 ins auf die Probe gestellt oder sogar ins Wanken gebracht?

Einfach vertrauen!

Ja, wie denn? Wenn ich dabei zusehen muss, wie Diktatoren und Despoten immer weiter an die Macht kommen.

Ja, wie denn? Wenn in so vielen Teilen der Welt Kriege toben, Menschen auf der Flucht sind und Unzählige ihr Leben lassen.

Ja, wie denn? Wenn Streit und Verletzungen, plötzliche Krankheit oder gar der Tod meinen Alltag erschüttern.

Liebe Gemeinde, machen wir uns nichts vor und reden wir es nicht schön: Vertrauen ist eine echt schwierige Angelegenheit!

Und die Wahrscheinlichkeit, dass man als naiv belächelt wird, wenn man es dann doch aufbringt, ist groß.

Josef ist dafür das beste Beispiel. Seine Freundin ist schwanger. Aber nicht von ihm. Und anstatt sich aufrichtig zu entschuldigen, erzählt sie ihm diese Geschichte: Schwanger von Gott! Das ist so absurd, dass es schon wieder glaubhaft ist.

Aber mal ehrlich: Wer sollte ihr das glauben? Jeder von uns würde Josef doch sofort für verrückt, treudoof, gutgläubig oder naiv erklären, wenn er Marias Worten traut. Wenn er also darauf vertraut, dass Gott einen Plan hat und ihn nicht im Stich lassen wird.

Josef sieht das genauso. Deswegen will er ja auch weg. Weg von Maria. Weg aus Nazareth. Einfach weg. Irgendwo hin. Davonlaufen in der Hoffnung irgendwo anzukommen, wo es besser ist.

Da kann ich Josef gut verstehen! Wie oft wollte ich schon weglaufen in meinem Leben!

Vor der Trennung meiner Eltern.

Vorm Matheunterricht und den permanent katastrophalen Noten in diesem Fach.

Vor der Alkoholsucht meiner Mutter.

Vor meiner kaputten Ehe, die nicht mehr zu retten war.

Vor unzähligen unangenehmen Gesprächen und Entscheidungen.

Ja, Weglaufen scheint hin und wieder doch eine gute Möglichkeit.

Aber nur auf den ersten Blick. Denn denkt man länger darüber nach, dann wird schnell klar, dass sich die Probleme dadurch nicht in Luft auflösen und wir uns selbst – und damit all das, was uns belastet – ja doch auch immer mitnehmen. Egal wohin wir laufen.

Weglaufen ist also doch nicht die Lösung. Aber was bleibt dann?

Wie umgehen mit all den Herausforderungen und Problemen, vor die uns das Leben stellt und für die wir keine Lösung haben?

 Wohin mit all unseren Ängsten, die uns beim Anblick der weltpolitischen Lage packen?

Einfach vertrauen! Da ist es wieder.

Gottvertrauen. Das ist, was am Ende bleibt.

Vielleicht findet ihr es naiv. Vielleicht belächelt ihr mich. Aber ich glaube wirklich, dass darin die Lösung liegt.

Wir haben es verlernt Gott zu vertrauen. Und deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als uns nur auf uns selbst zu verlassen. Alles müssen wir allein schaffen, jeden Erfolg müssen wir aus eigener Kraft erreichen. Weil wir aber merken, dass das nicht geht, dass unsere Kraft, unsere Fähigkeiten, unsere Ressourcen dafür gar nicht ausreichen, geraten wir in Angst, zu kurz zu kommen. Wir wollen nicht hinter anderen zurückbleiben. Es verunsichert uns, dass wir die Dinge nicht selbst gelöst bekommen. Das macht uns angespannt und dünnhäutig. Und auf dem Boden unserer Angst und Hilflosigkeit gedeihen, ohne dass wir es wollen, Frustration, Machtrangelein, Missgunst, Gier und Hass.

Der Weg zurück kann nur über das Vertrauen gelingen. Vertrauen in Gott, welches einhergeht mit der Einsicht, all unsere Probleme und die Probleme der Welt nicht allein lösen zu müssen.

Wir dürfen uns auf Gott verlassen! Gott macht das für uns!

Nicht von heute auf morgen. Und es bedeutet auch nicht, dass dann immer alles gut ist. Nein. Vertrauen, da heißt auch Aushalten. Aushalten und Akzeptieren, dass Gott andere Pläne hat. Pläne, die wir nicht verstehen und die für unseren begrenzten Horizont auch mitunter niemals Sinn ergeben werden. Das steht außer Frage: Auch mit Gottvertrauen bleibt es steinig und bisweilen werden wir es schwer haben. Aber immerhin gehen wir jeden schweren Weg dann mit mehr Gelassenheit und sparen unsere Kräfte für die Dinge, für die wir sie wirklich brauchen. Denn wir dürfen wissen: Gott macht den Rest.

Wenn wir ihm vertrauen, dann müssen wir nicht mehr um unsere Vorteile kämpfen. Können rücksichtsvoll und liebevoll miteinander umgehen und allein dadurch diese Welt wieder ein Stück besser, erträglicher machen.

Vielleicht werden uns manche dafür belächeln. Aber das macht nichts, denn wir können ihnen zeigen, dass sich Vertrauen wirklich lohnt.

Als ich vor ca. 8 Jahren auch mal wieder vor einer dieser Entscheidungen stand, vor welcher ich am liebsten davongelaufen wäre, las ich durch Zufall die Zeilen einer jungen australischen Schriftstellerin. Sie schrieb:

There is freedom waiting for you,
On the breezes of the sky,
And you ask, “What if I fall?”
Oh, but my darling,
What if you fly?

Diese letzten zwei Sätze waren es, die mich bewegt haben. Denn sie waren für mich damals wie mein Gespräch mit Gott. Ich, die fragt: „Was, wenn ich falle?“ Und darauf Gottes Antwort: „Oh mein Kind! Was, wenn Du fliegst?“

Ich habe es damals geschafft nicht wegzulaufen, sondern bin gesprungen. Ins Ungewisse. Und ich darf heute sagen, leicht war es nicht immer, aber ich bin nicht gefallen.

Vielleicht hat Josef sich das auch gedacht, als er sich entschied Maria nicht zu verlassen, sondern Gottes Worten einfach zu vertrauen.

Und Ihr? Seid ihr bereit für den Sprung ins Vertrauen? Mitten in Gottes Arme, der euch ganz bestimmt nicht fallen, sondern fliegen lässt. Das Kind in der Krippe ist dafür der beste Beweis.

Amen.