Ein nordisches Bläsermärchen – mit Taktstock, Tröte und Trollverdacht
Was haben ein Reisebus voller Blechbläser, ein fast verpasstes Schiff und ein schwedisches Kloster aus dem Jahr 1100 gemeinsam? Richtig: Die legendäre Bläserstudienreise des Posaunenwerks Rheinlands, die sich anhört wie ein skandinavisches Roadmovie – nur mit mehr Tuba.
Aufbruch ins Abenteuer
Am 19. Juni versammelten sich rund 40 wagemutige Bläserinnen und Bläser (auch aus dem Hennefer Chor), um gemeinsam gen Norden zu reisen. Dauer der Fahrt nach Kiel: 10 Stunden. Verkehrstechnisch also irgendwo zwischen „Zugverspätung und Rentnergruppe mit Navi Ausfall“. Doch das Glück war mit den Musikern. Die Fähre wurde in letzter Minute erreicht. Ein Wunder. Oder göttliche Fügung. Wahrscheinlich beides.
Hej, Hej, und gleich mal ein Windjammer
Die Ankunft in Göteburg war filmreif. Mitten durch die traumhafte Schärenlandschaft tuckerte unsere Fähre in den Hafen. Unser Hotel? Kein normales Bett- und- Frühstück, sondern ein alter Windjammer von 1907. Wer da nicht Seemannslieder spielen musste, hatte seine Trompete daheim vergessen.
Schäre, Schweiß und Schwedische Schallwellen
Eine Wanderung auf der Insel Hönö war landschaftlich ein Traum. Danach ein Konzert in Floda: Die Instrumente glänzten, die Noten saßen (meistens) und die Bläser bewiesen, dass sie mehr können als Reisen und Zimtschnecken essen. Am nächsten Morgen wurde die deutsche Kirche in Göteborg von uns mit Musik beglückt – inklusive einer deutschen Studentin, die zufällig mit ihrer Posaune auftauchte.
Linköping – Elche gesucht, Bläser gefunden
Am 22. Juni rollten wir in unserem Reisebus weiter nach Linköping. Elche? Fehlanzeige. Dafür eine Bläserfreundin, die uns herzlich empfing. Wir spielten in der Gemeinde ihres Sohnes, und spätestens nach dem dritten Applaus dachten wir über eine Welttournee nach. Im Dom von Linköping testeten wir natürlich die Akustik – mit Gesang. Ergebnis: Engelsstimmen deluxe. Danach flanierten wir durch Gamla Stan, ein Freilichtmuseum in dem man das Gefühl hatte, Pipi Langstrumpf könnte gleich um die Ecke kommen.
Stockholm – Venedig des Nordens
In Stockholm wurden wir endgültig zu Stadtpoeten. Glitzerndes Wasserwege, bunte Häuser und dazu ein Konzert in der Adolf-Frederiks-Kirche in der Olaf Palme begraben liegt. Im Vasa Museum bekamen wir dann Gänsehaut. Ein riesiges Kriegsschiff, dass bei seiner Jungfernfahrt gesunken ist. Vielleicht hätten sie ein Bläserchor an Bord gebraucht-dann wäre das wohl nicht passiert.
Vimmerby – Astrid lässt grüßen
In Vimmerby tauchten wir ein in die Welt von Astrid Lindgren. Geburtshaus, verrückter traumhaft schöner Garten, und wir fühlten uns alle ein bisschen wie Pipi Langstrumpf- nur ohne Pferd im Wohnzimmer.
Malmö- Finale mit Fährenschluss
Über Kalma, wo wir noch mal alle Register gezogen, mit unserem letzten Konzert schwedische Herzen erobert haben, ging es nach Malmö. Von dort aus schipperten wir gen Heimat. Und so endete eine Reise voller Musik, Begegnungen und kleiner Abenteuer. Elche haben wir keine gesehen, aber dafür jede Menge schwedischer Herzen erobert. Und das ist doch viel mehr wert als ein Foto von einem Tier im Unterholz.
Anja Moderegger (auch © Foto)
