Der Lasterkatalog des Paulus

Liebe Gemeinde,

ich habe mir einmal vorgenommen, mich immer den vorgeschlagenen Bibeltexten des jeweiligen Sonntags zu stellen und mich von ihnen herausfordern zu lassen. Diese Woche jedoch war ich kurz davor einzuknicken.

Wenn Sie den Text gleich hören, dann werden Sie sich denken können warum und eventuell bekommen Sie auch eine Ahnung von dem, was da im Folgenden noch auf Sie zukommen wird. Aber sei es drum. So ist das nun mal. Niemand hat je behauptet, dass es immer leicht sein wird – weder das Schreiben noch das Hören einer Predigt.

Doch fangen wir einfach mal an. Ich lese aus dem 1. Korintherbrief das 6. Kapitel, die Verse 9-14 sowie 18 – 20

09 Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben noch Knabenschänder

10 noch Diebe noch Habgierige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich Gottes ererben.

11 Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

13 Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise; aber Gott wird das eine wie das andere zunichtemachen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe.

14 Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.

18 Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außerhalb seines Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.

19 Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört?

20 Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.

Können Sie mich jetzt verstehen?

Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich erlebe es immer wieder so, dass es Bibeltexte gibt, die sich mir auf Anhieb erschließen. Zu denen ich einen Zugang habe und die mich in irgendeiner Weise berühren. Manchmal gibt es auch Texte, die bleiben mir zunächst fremd. Die sind etwas sperriger und ich muss mich eine ganze Zeit mit ihnen auseinandersetzen bis ich dahinter komme, was mir diese Texte sagen wollen. Und dann gibt es noch solch Texte wie den eben gehörten. Da schlage ich die Bibel nach dem Lesen sofort wieder zu und frage mich empört: „Was soll das???“

Auf den ersten Blick ist dieser Text nichts anderes als eine Aufzählung all der Dinge, die uns als Christinnen und Christen untersagt sind und von denen wir tunlichst die Finger lassen sollten, denn ansonsten sieht es schlecht aus mit einem Platz im Himmelreich.

Und auch auf den zweiten Blick ändert sich daran nicht viel. Wie ich den Text auch drehe und wende, egal welche Übersetzung ich zu Rate ziehe, überall steht doch das Gleiche: Hüte Dich davor zu viel oder gleichgeschlechtlichen Sex zu haben, wage es nicht Deine Ehe zu beenden, rede nicht schlecht über andere, sei nicht gierig, trink nicht zu viel Alkohol und nimm niemandem etwas weg, dass Dir nicht gehört, denn ansonsten wirst Du am Ende keinen Platz im Reich Gottes haben.“

Hm. Na, dann wird es da oben ja ziemlich einsam zugehen!

Ok. Ich denke, über Habgier, Lästerei, Raub und Diebstahl müssen wir an dieser Stelle nicht lange reden. Diese Dinge sollten sich einer Christin, einem Christ per se verbieten. Wobei ich aber auch hier kritisch anmerken möchte, dass wir wohl alle nicht vor der ein oder anderen Lästerei gefeit sind und auch die Gier ab und an in uns überhand zu nehmen droht.

Und auch die Frage, ob denn den Räubern, Mördern und Dieben dieser Welt der Zugang zum Himmelreich verwehrt bleiben wird, ist in meinen Augen durchaus eine Diskussion wert. Allerdings nicht an dieser Stelle. Vielleicht ja in ein paar Jahren, wenn der Text erneut an der Reihe ist.

Für heute soll es mir um die Fragen gehen, wie wir uns als Christinnen und Christen verhalten sollen oder ja: vielleicht sogar müssen. Und da steht fest: Rauben, Morden, Stehlen, Verleumden… all das geht gar nicht!

Doch wie sieht es mit den anderen Dingen aus, die Paulus hier in seinem sog. „Lasterkatalog“ aufführt?

Unzucht; Ehebruch; Knabenliebe; Trunkenheit.

Wenn ich einen Bibeltext lese und dazu eine Predigt schreiben soll, dann messe ich den Text zunächst immer an meinem eigenen Leben. Denn predigen kann ich nur, wozu und wofür ich auch selbst stehe.

Beziehe ich diesen Text nun auf mich, dann muss ich allerdings feststellen: Wenn Paulus Recht hat, so sieht es für mich und mein Umfeld schlecht aus mit einem Platz im Reich Gottes.

Wieso?

  1. Seit knapp einem halben Jahr lebe ich von meinem Mann, dem Vater meiner Kinder, getrennt. Ich habe die Ehe beendet. Die Gründe seien an dieser Stelle dahingestellt, aber nach Paulus´ Verständnis habe ich wohl Ehebruch begangen.
  2. Bereits seit meiner Schulzeit habe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder homo- und bisexuelle Menschen. Ich schätze diese sehr und empfinde den Austausch mit ihnen, gerade über die unterschiedlich gelebten Formen der Partnerschaft, als enorm bereichernd.
  3. Meine Mutter war ca. 30 Jahre alkoholanhängig und hat den Kampf gegen die Sucht vor 2,5 Jahren endgültig verloren.

Drei Fakten meines Lebens. Nach Paulus steht am Ende unterm Strich: Diese Menschen, die eine Ehe beenden, weil sie es nicht mehr aushalten; die anders lieben, als das in der Gesellschaft als normal gilt und die vom Leben so gezeichnet wurden, dass es nur noch unter Betäubung durch Rauschmittel ertragen: Alldiejenigen und noch viele andere, haben leider keinen Platz bei Gott. Pech gehabt.

Komisch, oder, dass doch im NT an so vielen Stellen genau das Gegenteil steht. Nämlich, dass Gottes Liebe bedingungslos ist. Das sie allen Menschen und in besonderer Weise gerade denen gilt, die sie so bitter nötig haben. Die Kranken, Schwachen, Gedemütigten. Die Verlierer dieser Gesellschaft.

Was ist denn da bei Paulus schief gelaufen, dass er einen solchen Text verfasst?

Vielleicht sollten wir ja noch einen dritten Blick in den Text wagen:

Gerichtet ist der Text an eine ausnehmend männliche Hörerschaft. Die frühe Gemeinde in Korinth. Und Korinth, eine Hafenstadt, war, um es mit den Worten eines Bonner Kollegen zu sagen, gewissermaßen die Reeperbahn der Antike. Die Mutter aller Rotlichtbezirke, sozusagen. Ja, da ging es ziemlich drunter und drüber. Zwar hatte sich besagte christliche Gemeinde vom exzessiven Leben der Stadt verabschiedet, doch scheinbar gab es Tendenzen, die einen Rückfall in alte Verhaltensmuster vermuten ließen. Anderes kann ich mir nicht erklären, dass Paulus sich zu einer solch flammenden Rede hinreißen ließ. Und vielleicht schießt er deswegen mit seiner Drohung: „Denkt bloß nicht, ihr hättet das Reich Gottes ein für alle Mal sicher!“ etwas über das Ziel hinaus. In etwa so, wie einem das selbst ja auch schon mal passiert, wenn einen zum Beispiel die eigenen Kinder zur Weißglut treiben und man sie zur Ordnung rufen muss. Dann drohe ich ihnen zwar nicht damit, dass sie nicht in den Himmel kommen, wenn sie nicht lieb sind, aber ich denke Sie wissen was ich meine.

Schauen wir uns also noch einmal genauer an, wen und was Paulus hier anspricht und versuchen den Bezug zu uns zu finden.

Da sind zu allererst die „Unzüchtigen“. Menschen, die ihre Sexualpartner wechseln wie ihre Unterwäsche.

Es ist unumstritten: Das Ausleben der eigenen Sexualität gehört für Paulus einzig und allein in die Ehe. Er selbst lebte in Askese und Ehelosigkeit, da er dies für den gottgefälligsten Lebensstil hielt; nur wenn es denn gar nicht anders ging, dann hatte die Körperlichkeit nur in der Ehe ihren Platz.

Das sieht der Großteil der heutigen Gesellschaft wohl anders. „Kein Sex vor der Ehe“ mag für die eine oder den anderen noch ein hochgehaltenes Ziel sein, doch es sind die wenigsten, die tatsächlich jungfräulich in die Ehe gehen.

Das heißt aber nicht, dass wir in unserer Gesellschaft ein Problem von sexueller Umtriebigkeit hätten. Im Gegenteil. Eine feste, verbindliche Partnerschaft und im Endeffekt eine Ehe, zählen zu den erstrebenswerten Formen des Zusammenlebens. Besonders unter Jugendlichen. Die Shell-Studie belegt erneut, dass Familie für Jugendliche einen hohen Stellenwert hat und dass Werte wie Treue, Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein für die Jugend von heute unabdingbar sind.

Auch wenn wir heute also deutlich lockerer und entspannter mit dem Thema Sexualität umgehen, als Paulus das getan hat, so gibt es bei uns dennoch sehr wohl ein Verständnis dafür, dass Sexualität ein hohes Gut ist, welches behutsam und nach bestimmten Regeln des zwischenmenschlichen Miteinanders gelebt werden will. Und vielleicht wird uns unter diesem Aspekt auch Paulus etwas verständlicher, der, so denke ich, nichts anderes möchte, als uns diese Verantwortung erneut ins Bewusstsein zu rufen. Denn auch unsere Körperlichkeit ist eine Gabe, ist ein Geschenk Gottes und wir haben den Auftrag behutsam damit umzugehen und sie in Verantwortung zu leben.

Als nächstes wendet Paulus sich den „Lustknaben“ und „Knabenschändern“ zu. Im Eingangsteil habe ich diese unter dem Begriff der „Knabenliebe“ zusammengefasst.

Wie vieler Orts in der Antike, gab es auch in Korinth die sog. Kultprostitution. Sex erwachsener Männer mit Kindern, traditionell in der Öffentlichkeit, an heidnischen Tempeln.

Ich denke hier bedarf es keiner Diskussion: Eine solche Praxis ist ein absolutes No-Go. Damals wie heute und es tritt den Willen Gottes mit Füßen.

Doch auch wenn diese Passage zeigt, dass Paulus den Kindesmissbrauch, denn nichts anderes war die Knabenliebe, vollkommen kompromisslos ablehnt, habe ich dennoch zwei Probleme mit dieser Textstelle:

  1. Paulus stellt die „Lustknaben“, also die missbrauchten Jungen mit ihren Peinigern, den erwachsenen Männern, auf eine Stufe. Doch was konnten diese armen Kinder für das, was da mit ihnen gemacht wurde?
  2. Ich habe es eingangs in Bezug auf Diebe und Mörder bereits erwähnt: Können wir denn davon ausgehen, dass Pädophile nicht in den Himmel kommen? Können wir uns denn wirklich anmaßen zu behaupten, dass diese Menschen aus der Liebe Gottes fallen? Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte hier nicht als die Anwältin der Kinderschänder auftreten, in der Welt, hier bei uns, gehört Kindesmissbrauch radikal bestraft, aber ich meine gleichzeitig eben auch, dass wir nicht beurteilen können, wie Gott über diese Menschen entscheiden und urteilen – ja, wie er richten wird. Klar ist, dass Gott nicht die Sünde liebt, den Sünder aber sehr wohl. Und auch hinter einem Pädophilen steckt ein geliebtes Geschöpf Gottes.

Ebenso wie hinter jedem homosexuellem Menschen. Zur Homosexualität als solcher sagt Paulus an dieser Stelle zwar nichts, hier geht es ihm ausschließlich um die homosexuelle Kultprostitution, in Römer 1 jedoch gibt er sehr klar zu verstehen, dass er die gleichgeschlechtliche Liebe ablehnt. Dass ich Paulus an dieser Stelle nicht folgen kann, habe ich bereits zu Beginn der Predigt deutlich gemacht. Ich würde aber soweit gehen und Paulus zu Gute halten wollen, dass sein Denken so stark von der „Knabenliebe“ beeinflusst und dadurch auch eingeschränkt war, dass er gar nicht so weit kommen konnte, um über eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft auf Augenhöhe nachzudenken.

Kommen wir abschließend zu den beiden letzten Personengruppen, die Paulus in seinem „Lasterkatalog“ zur Ermahnung ruft.

Die Huren, bzw. deren Freier und die Trunkenbolde – Alkoholiker, wie wir sie heute nennen.

Prinzipiell gilt aus meiner Sicht hier zunächst natürlich genau das, was für alle vorher genannten auch gilt: Wieso sollten Prostituierte und deren Freier oder Menschen, die alkoholabhängig sind, nicht von Gott geliebt werden? Dafür gibt es absolut keine Anhaltspunkte und das NT so wie mein persönliches Gottesbild widersprechen dem zutiefst.

Dennoch wendet sich Paulus ganz gezielt und mit scharfen Worten auch an diese Menschen. Wieso tut er das? Und gibt es dafür heute überhaupt noch brauchbare Bezugspunkte?

Wie bereits erwähnt, gehört für Paulus Geschlechtsverkehr einzig und allein in die Ehe. Sex mit einer fremden Frau und dann auch noch gegen Bezahlung ist für ihn undenkbar. Ich stimme ihm zu: Erkaufter Sex ist wirklich keine Form verantwortungsbewusster Partnerschaft. Was ich allerdings kritisiere ist, dass es Paulus hier nicht um den Schutz und die Würde der Frauen, also der Huren geht, sondern einzig und allein darum, die Männer zur Ordnung zu rufen. Das finde ich problematisch. In meinen Augen ist Prostitution weit mehr als nur eine Dienstleistung. Auch, wenn wohl ein Großteil aller Huren und auch deren Freier das genau so unterschreiben würden.

Ich habe ein wenig recherchiert und die Zahlen, die das statistische Bundesamt herausgibt halte ich durchaus für bedenkenswert: Hier spricht man von 1,2 Mio. Bordellbesuchen am Tag. Allein in Deutschland! 1,2 Mio., wohl überwiegend Männer, die sich täglich ihren Sex er- und unzählige Prostituierte, die ihren Körper verkaufen. Und nun sagen Sie bitte nicht: Die machen das doch alle freiwillig!

Ja, es mag sein, dass es die eine oder andere Frau gibt, die in der Tat Freude daran hat mit ihrem Körper die Männer zu reizen und mit dem Spiel der Lust ihr Geld zu verdienen. Und mit Sicherheit gibt es auch Männer, denen es ein Vergnügen ist, mittels des Geldes und ihren speziellen Wünschen an die Hure, ihre Macht zu demonstrieren und ihre Fantasien auszuleben. Im Großen und Ganzen glaube ich jedoch, dass da auf beiden Seiten ein enormes Maß an Verzweiflung und mangelnder Wertschätzung mitschwingt. Ein verzweifelter Schrei nach Liebe und mitunter ein erbitterter Kampf um die eigene Existenz. Und deswegen sollten wir Prostitution nicht per se verteufeln, sondern uns lieber Gedanken darüber machen, wie dieses enorme Ausmaß an erkaufter Liebe verkleinert und wie gegen offenkundige Missstände innerhalb der Prostitution, ich denke da an Mädchenhandel, Gewalt durch Freier, Zwangsprostitution u.ä., angegangen werden kann. Wir neigen dazu, diese Dinge immer von uns zu weisen und wähnen sie weit weg, aber täuschen Sie sich nicht: Auch Hennef hat eine Rote Meile.

Paulus‘ Schimpfen gegen die Trinker macht mich aus eigener Betroffenheit heraus natürlich zunächst ziemlich sauer. Zumindest auf den ersten und den zweiten Blick. Beim dritten, noch genaueren Hinschauen wird klar: Paulus verbietet hier nicht den Alkohol an sich, sondern den übermäßigen Genuss. Das „Trinken bis zur Bewusstlosigkeit“, sozusagen. Und noch etwas muss man sich vor Augen halten: Paulus lebte in einer Zeit, in der Alkoholismus noch lange keine anerkannte Krankheit war. Er konnte also gar nicht wissen, dass diese Menschen Hilfe und nicht den angedrohten Rauswurf aus dem Reich Gottes brauchten. Wobei ich auch hier aus eigener Erfahrung leider sagen muss: Liebe Worte und Händchen halten helfen in solch einem Fall auch nicht. Vielleicht also lag Paulus auch gar nicht so falsch mit seiner Methode.

Eines wird am Beispiel des Alkohols auf jeden Fall deutlich: Nämlich was Paulus mit V. 12 sagen möchte. 12 Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

Das Entscheidende ist in so gut wie allen Lebensbereichen das Maß der Dinge. Leben wir in dem Bewusstsein, dass alles eine gute Schöpfungsgabe Gottes ist und können wir sie als solche nutzen? Oder laufen uns die Dinge aus dem Ruder? Machen wir uns von etwas oder jmd. abhängig? Wird es uns zur Droge?

Ich glaube: Nichts anderes möchte Paulus uns heute mit diesem Text sagen. Alles, was Du hast und bist, hast Du aus Gottes Hand empfangen. Auch Deinen Leib, Deinen Körper. Vergiss das nie! Ja, das Leben ist vergänglich und Du sollst die Zeit, die Du hast, nutzen und genießen. Doch lebe nicht so, dass Du Deine eigene Vergänglichkeit beschleunigst. So, wie wir immer von der Erhaltung und Bewahrung der Schöpfung sprechen und dabei vorrangig an die Umwelt denken, so sollten wir auch uns selbst erhalten und bewahren. Denn auch wir sind Schöpfung!

Und in der Lesung haben wir es zu Beginn gehört: „Es ist Dir gesagt Mensch, was gut ist. Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor Deinem Gott.“ Das und nichts anderes ist unser Auftrag. Es spielt vor Gott keine Rolle, ob wir ein, zwei oder drei Mal heiraten. Ob wir Männer oder Frauen lieben. Ob wir gerne mal ein Glas Rotwein zu viel trinken. Er sieht uns alle durch dieselben liebenden Augen an. Und das verlangt er auch von uns. Das wir einander in Liebe begegnen. Das wir aufhören dem anderen unsere persönlichen Vorstellungen von richtig oder falsch überzustülpen und das wir uns unserer eigenen Fehlerhaftigkeit immer wieder bewusst werden.

Wo das gelingt, da werden wir, so wie es der Wochenspruch verheißt, zum Salz der Erde und zum Licht der Welt. Da zeugen wir vom Leben, das wir aus Gottes Hand empfangen. Da beginnt das Reich Gottes hier heute, mitten unter uns. Und in diesem Reich, da bin ich sicher, findet jeder seinen Platz. Amen.

Predigt gehalten am 22.07.18 von Prädikantin Jenny Gechert