Daran scheiden sich die Geister

Dem Volk habe er auf’s Maul geschaut, ließ Martin Luther verlauten, als er 1534 die erste Gesamtausgabe seiner Lutherbibel auf den Markt warf. Denn Luthers Anspruch war, die Bibel den Menschen verständlich zu machen – in ihrer Alltagssprache, die sich jedoch ständig verändert. So kommt es, dass die Lutherbibel alle paar Jahrzehnte einer Revision unterzogen wird: Kann man das noch so sagen? Sind das die richtigen Worte dafür?

Letzte Revision der Lutherbibel war 1984
Die letzte Revision der Lutherbibel lag über 30 Jahre zurück. Das Reformationsjubiläum schien ein geeigneter Zeitpunkt, den Text wieder mal kritisch durchzusehen: Doch seitdem die Lutherbibel 2017 im letzten Herbst erschien, scheiden sich an ihr die Geister.

Ganz bewusst haben die Übersetzer sich besonnen auf das Original von 1534. Manche betrachten das als Rolle rückwärts: Warum wurde in manchen Textpassagen die modernere Version von 1984 verworfen zu Gunsten älterer Textfassungen? Entspricht das noch dem Anspruch Luthers?
Die Befürworter der Revision loben die stilbildende Sprachgewalt Luthers, der man sich verpflichtet sehe. Die Lutherbibel sei eben nicht der modernen Sprache der Basisbibel oder gar dem Jugendslang der Volxbibel verpflichtet. Sie pflege sprachlichen Anspruch.

DIE richtige Übersetzung gibt es nicht
Auf eines haben Bibelwissenschaftler in der Debatte deutlich hingewiesen: Die ‘richtige’ Übersetzung gibt es nicht. Weil Übersetzen immer ein Kompromiss ist. Wortbedeutungen im alten Hebräisch und antiken Griechisch sind nicht in Deckung zu bringen mit modernem Deutsch. Übersetzung bleibt Übertragung.
Ist die Lutherbibel also empfehlenswert? Unbedingt, schon weil viele kluge Menschen viel Hirnschmalz da hinein investiert haben. Ist sie die einzig wahre Bibelübersetzung? Ganz sicher nicht.
Aber ob sie für Sie die richtige Bibelübersetzung ist, das müssen Sie gut protestantisch selbst entscheiden. Lesen Sie mal rein!

Eine gute Lektüre wünscht Ihnen … Stefan Heinemann